Warum Mitarbeiterunterstützung digitaler werden muss

Interview

Die Corona-Pandemie hat nicht nur dafür gesorgt, dass Teams vermehrt im Homeoffice arbeiten, sondern auch völlig neue Herausforderungen und Risiken für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mitarbeitenden mit sich gebracht. In unserem Interview mit Katrin Micklitz haben wir deshalb über die veränderte Rolle der Mitarbeiterunterstützung in Zeiten von Corona gesprochen.

Katrin, du bist zertifizierte Achtsamkeitstrainerin und promovierst momentan an der Universität Oxford zum Thema „Achtsamkeit und psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“. Was sind die Schwerpunkte deiner Arbeit als Trainerin und Coach?

Im Kern geht es um achtsame Führung und Leadership in Unternehmen. Zusammen mit Führungskräften arbeite ich daran, Achtsamkeit und Gesundheit von Mitarbeitenden am Arbeitsplatz zu stärken. Hierzu gebe ich unter anderem Führungsseminare zur Mitarbeiterunterstützung, Achtsamkeitskurse und Einzelcoachings in Unternehmen.

Neben meiner Tätigkeit als Coach bin ich auch Vertrauensperson und Expertin für Achtsamkeit und gesunde Führung bei Evermood.

Wie hat sich Mitarbeiterunterstützung in den letzten Jahren verändert? Welche Relevanz wird dem Thema heute beigemessen?

Arbeit spielt sich heute zunehmend im Kopf ab. Damit einhergehende Belastungen äußern sich so auch vermehrt mental und weniger physisch. Das Thema mentale Gesundheit ist in diesem Zuge umso wichtiger geworden. Hier erfahre ich in den meisten Unternehmen mehr Verständnis und eine größere Offenheit gegenüber dem Thema als noch vor wenigen Jahren. Achtsamkeitskurse werden heute vermehrt für Mitarbeitende angeboten und gut angenommen. Achtsamkeit hat den Sprung aus der „Esoterik“ geschafft und wird in vielen Unternehmen inzwischen als wichtige Führungskompetenz angesehen.

Die Beratung und Unterstützung vor Ort ist dabei sicherlich noch immer die bekannteste Form der Mitarbeiterunterstützung. Es gibt jedoch zunehmend digitale Angebote und Blended-Formate, die eine sinnvolle Mischung aus digitaler Selbsthilfe und geführten Präsenz-Veranstaltungen wie Workshops anstreben.

Durch die Corona-bedingte Ausweitung von Home Office und Remote Work wurden solche Blended-Formate nochmal bekräftigt. Um alle Mitarbeitenden überall und jederzeit zu erreichen, geht es nämlich weg von reinen Präsenztrainings und hin zu kombinierten Formaten, mit denen Mitarbeitende über einen längeren Zeitraum begleitet und unterstützt werden.

Das kommt auch bei den Mitarbeitenden gut an. Das online Format, in dem sich Mitarbeitende oft aus ihren privaten Räumlichkeiten zusammenschalten hat den Effekt, dass die Hemmschwelle sinkt, auch über persönliche Gedanken und Probleme zu sprechen. Mitarbeitende sind als ganze Menschen präsent und nicht nur in ihrer Rolle und Funktion. Es wird zu sehen sein, ob das anhält und wie sich das auf die Zusammenarbeit und Themen wie z.B. Innovation und Entwicklung auswirkt.

“Achtsamkeit hat den Sprung aus der „Esoterik“ geschafft und wird in vielen Unternehmen inzwischen als wichtige Führungskompetenz angesehen.”

Warum treibt dich das Thema anonyme digitale Mitarbeiterunterstützung? Was begeistert dich daran?

Meine bisherige Erfahrung zeigt mir, dass der Gang in das Büro einer Vertrauensperson oft mit einer großen Hemmschwelle verbunden ist. In meinen Beratungsgesprächen höre ich immer wieder, dass Mitarbeitende unter keinen Umständen zu einer internen Ansprechperson gegangen wären.

Anonyme digitale Mitarbeiterunterstützung setzt hier sinnvoll an und erleichtert den ersten Schritt. Sie bietet Selbstreflexion und Sensibilisierung an. Mitarbeitende werden früher aktiv, wenn sie ein Problem haben und können ihre Fragen und Sorgen leichter einordnen. Von hier aus suchen sie dann vielleicht schneller persönliche Beratung oder das Gespräch mit der Führungskraft auf.

Wie engagierst du dich bei Evermood?

Ich engagiere mich als Expertin im Advisory Board des Unternehmens und als externe Vertrauensperson für Unternehmen. Mir gefällt, dass ich Mitarbeitenden per Chat oder Telefon jederzeit und von überall direkte Hilfe bieten kann.

Was hat dich von Evermood überzeugt?

Ich finde es sehr spannend, dass Evermood eine neue Lösung für ein altes Problem darstellt: Aus meiner engen Zusammenarbeit mit Unternehmen sehe ich täglich, wie stark das Stigma um Themen wie mentale Gesundheit und Konflikte am Arbeitsplatz noch immer sein kann. Es vergeht häufig viel Zeit, bis ein Anliegen zur Sprache kommt.

Als Web-App bündelt Evermood alle Unterstützungsangebote eines Unternehmens digital an einem zentralen Ort. So wissen Mitarbeitende jederzeit genau, wo sie die passende Hilfe erhalten – ganz egal, welches Anliegen sie haben.

Die Kombination aus digitaler Selbsthilfe und Vernetzung zu internen sowie externen Vertrauenspersonen bietet zudem ganz individuelle Möglichkeiten und kann die Zeit vom Aufkommen eines Problems bis zur Lösungsfindung beachtlich verkürzen. Zum Beispiel können Mitarbeitende im ersten Schritt digitale Selbsttest durchführen, um das Ausmaß einer Belastung einzuordnen. Darauf aufbauend finden sie auf der Plattform themenspezifische Artikel, mit denen sie viele Fragen bereits selbstständig beantworten können. Sollte anschließend noch persönliche Beratung gewünscht sein, können sie über die Plattform Kontakt zu qualifizierten Vertrauenspersonen aufnehmen. Wichtig ist, dass sie selbst entscheiden, ob und wie lange sie anonym bleiben möchten.

Ich war anfangs etwas skeptisch, finde es aber schön zu sehen, dass Mitarbeitende wirklich proaktiv nach einer Verbesserung für ihre Situation suchen und die Plattform nicht missbrauchen, etwa um ihren Frust abzulassen oder jemanden anzuschwärzen. Das zeigt mir, dass ein solches digitales Angebot eine wichtige und zeitgemäße Rolle in der Mitarbeiterunterstützung spielt.

Warum Mitarbeiterunterstützung digitaler werden muss

Evermood
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Interview

Die Corona-Pandemie hat nicht nur dafür gesorgt, dass Teams vermehrt im Homeoffice arbeiten, sondern auch völlig neue Herausforderungen und Risiken für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mitarbeitenden mit sich gebracht. In unserem Interview mit Katrin Micklitz haben wir deshalb über die veränderte Rolle der Mitarbeiterunterstützung in Zeiten von Corona gesprochen.

Katrin, du bist zertifizierte Achtsamkeitstrainerin und promovierst momentan an der Universität Oxford zum Thema „Achtsamkeit und psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“. Was sind die Schwerpunkte deiner Arbeit als Trainerin und Coach?

Im Kern geht es um achtsame Führung und Leadership in Unternehmen. Zusammen mit Führungskräften arbeite ich daran, Achtsamkeit und Gesundheit von Mitarbeitenden am Arbeitsplatz zu stärken. Hierzu gebe ich unter anderem Führungsseminare zur Mitarbeiterunterstützung, Achtsamkeitskurse und Einzelcoachings in Unternehmen.

Neben meiner Tätigkeit als Coach bin ich auch Vertrauensperson und Expertin für Achtsamkeit und gesunde Führung bei Evermood.

Wie hat sich Mitarbeiterunterstützung in den letzten Jahren verändert? Welche Relevanz wird dem Thema heute beigemessen?

Arbeit spielt sich heute zunehmend im Kopf ab. Damit einhergehende Belastungen äußern sich so auch vermehrt mental und weniger physisch. Das Thema mentale Gesundheit ist in diesem Zuge umso wichtiger geworden. Hier erfahre ich in den meisten Unternehmen mehr Verständnis und eine größere Offenheit gegenüber dem Thema als noch vor wenigen Jahren. Achtsamkeitskurse werden heute vermehrt für Mitarbeitende angeboten und gut angenommen. Achtsamkeit hat den Sprung aus der „Esoterik“ geschafft und wird in vielen Unternehmen inzwischen als wichtige Führungskompetenz angesehen.

Die Beratung und Unterstützung vor Ort ist dabei sicherlich noch immer die bekannteste Form der Mitarbeiterunterstützung. Es gibt jedoch zunehmend digitale Angebote und Blended-Formate, die eine sinnvolle Mischung aus digitaler Selbsthilfe und geführten Präsenz-Veranstaltungen wie Workshops anstreben.

Durch die Corona-bedingte Ausweitung von Home Office und Remote Work wurden solche Blended-Formate nochmal bekräftigt. Um alle Mitarbeitenden überall und jederzeit zu erreichen, geht es nämlich weg von reinen Präsenztrainings und hin zu kombinierten Formaten, mit denen Mitarbeitende über einen längeren Zeitraum begleitet und unterstützt werden.

Das kommt auch bei den Mitarbeitenden gut an. Das online Format, in dem sich Mitarbeitende oft aus ihren privaten Räumlichkeiten zusammenschalten hat den Effekt, dass die Hemmschwelle sinkt, auch über persönliche Gedanken und Probleme zu sprechen. Mitarbeitende sind als ganze Menschen präsent und nicht nur in ihrer Rolle und Funktion. Es wird zu sehen sein, ob das anhält und wie sich das auf die Zusammenarbeit und Themen wie z.B. Innovation und Entwicklung auswirkt.

“Achtsamkeit hat den Sprung aus der „Esoterik“ geschafft und wird in vielen Unternehmen inzwischen als wichtige Führungskompetenz angesehen.”

Warum treibt dich das Thema anonyme digitale Mitarbeiterunterstützung? Was begeistert dich daran?

Meine bisherige Erfahrung zeigt mir, dass der Gang in das Büro einer Vertrauensperson oft mit einer großen Hemmschwelle verbunden ist. In meinen Beratungsgesprächen höre ich immer wieder, dass Mitarbeitende unter keinen Umständen zu einer internen Ansprechperson gegangen wären.

Anonyme digitale Mitarbeiterunterstützung setzt hier sinnvoll an und erleichtert den ersten Schritt. Sie bietet Selbstreflexion und Sensibilisierung an. Mitarbeitende werden früher aktiv, wenn sie ein Problem haben und können ihre Fragen und Sorgen leichter einordnen. Von hier aus suchen sie dann vielleicht schneller persönliche Beratung oder das Gespräch mit der Führungskraft auf.

Wie engagierst du dich bei Evermood?

Ich engagiere mich als Expertin im Advisory Board des Unternehmens und als externe Vertrauensperson für Unternehmen. Mir gefällt, dass ich Mitarbeitenden per Chat oder Telefon jederzeit und von überall direkte Hilfe bieten kann.

Was hat dich von Evermood überzeugt?

Ich finde es sehr spannend, dass Evermood eine neue Lösung für ein altes Problem darstellt: Aus meiner engen Zusammenarbeit mit Unternehmen sehe ich täglich, wie stark das Stigma um Themen wie mentale Gesundheit und Konflikte am Arbeitsplatz noch immer sein kann. Es vergeht häufig viel Zeit, bis ein Anliegen zur Sprache kommt.

Als Web-App bündelt Evermood alle Unterstützungsangebote eines Unternehmens digital an einem zentralen Ort. So wissen Mitarbeitende jederzeit genau, wo sie die passende Hilfe erhalten – ganz egal, welches Anliegen sie haben.

Die Kombination aus digitaler Selbsthilfe und Vernetzung zu internen sowie externen Vertrauenspersonen bietet zudem ganz individuelle Möglichkeiten und kann die Zeit vom Aufkommen eines Problems bis zur Lösungsfindung beachtlich verkürzen. Zum Beispiel können Mitarbeitende im ersten Schritt digitale Selbsttest durchführen, um das Ausmaß einer Belastung einzuordnen. Darauf aufbauend finden sie auf der Plattform themenspezifische Artikel, mit denen sie viele Fragen bereits selbstständig beantworten können. Sollte anschließend noch persönliche Beratung gewünscht sein, können sie über die Plattform Kontakt zu qualifizierten Vertrauenspersonen aufnehmen. Wichtig ist, dass sie selbst entscheiden, ob und wie lange sie anonym bleiben möchten.

Ich war anfangs etwas skeptisch, finde es aber schön zu sehen, dass Mitarbeitende wirklich proaktiv nach einer Verbesserung für ihre Situation suchen und die Plattform nicht missbrauchen, etwa um ihren Frust abzulassen oder jemanden anzuschwärzen. Das zeigt mir, dass ein solches digitales Angebot eine wichtige und zeitgemäße Rolle in der Mitarbeiterunterstützung spielt.


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